Eine moderne Form der Sklaverei
Rund zweieinhalb Millionen Menschen werden laut der Internationalen Arbeitsorganisation ILO jedes Jahr Opfer von Menschenhändlern, achtzig Prozent davon sind Frauen und Mädchen. Laut dem Bundesamt für Polizei gelangen zwischen 1500 und 3000 Opfer von Frauenhandel alljährlich in das Zielland Schweiz. Das ist eine Schätzung, die Dunkelziffer könnte höher sein.
Der Handel mit Menschen ist eine moderne Form der Sklaverei – und ein profitables Geschäft. Der Gewinn daraus wird jährlich auf rund 35 Milliarden US-Dollar geschätzt. Damit zählt Menschenhandel neben Drogen- und Waffenhandel zu den lukrativsten kriminellen Geschäften weltweit.
Den Preis bezahlen die Betroffenen – Menschen auf der Suche nach einer Zukunft für sich und ihre Familien. VermittlerInnen versprechen ihnen eine Existenz sichernde Arbeit im Ausland. Am vermeintlichen Ziel ihrer Hoffnungen warten stattdessen Ausbeutung und Zwangsarbeit – oft in der Prostitution. Schuldknechtschaft, Drohungen und Gewalt machen es Opfern von Frauenhandel enorm schwierig, sich aus ihrer Zwangssituation zu befreien.
Bei Polizeikontrollen werden Betroffene in der Schweiz meist wegen illegalen Aufenthalts sofort ausgeschafft. Aber auch wenn sie als Opfer von Frauenhandel erkannt werden, haben sie kein langfristiges Aufenthaltsrecht. Sie dürfen nur hier bleiben, wenn sie bereit sind, gegen die Täter auszusagen – und auch in diesem Fall nur für die Dauer des Verfahrens. Danach müssen sie zurück in ihr Herkunftsland, wo sie nicht selten Stigmatisierungen oder Rache ausgesetzt sind. Nur in Ausnahmefällen erhalten Opfer von Menschenhandel eine langfristige Aufenthaltsbewilligung.
Behörden und Opferschutzstellen treffen sich in verschiedenen Kantonen an Runden Tischen. In manchen Kantonen wurden Vereinbarungen zur Kooperation entwickelt. Dadurch soll der Menschenhandel besser bekämpft und die Opferrechte gestärkt werden. Bisher gibt es solche Kooperationen aber nur in einzelnen Kantonen.
Die einzige spezialisierte Beratungsstelle für Opfer von Frauenhandel in der Schweiz (FIZ Makasi) ist bisher nicht als Opferhilfestelle anerkannt.
Was ist Frauenhandel?
Es handelt sich um Frauenhandel,
- wenn eine Frau sich aufgrund von falschen Versprechungen auf die Migration eingelassen hat;
- wenn sie Vermittlungssummen für Agenten und/oder diverse Dienstleistungen erbringen muss;
- wenn Gewalt oder Täuschungspraktiken gegen sie angewendet werden;
- und sie sich im Zielland in einer Zwangssituation befindet.
Weitere Informationen zu Frauenhandel:
Bildungsmaterialien:
Ein Bildungsdossier mit Factsheets zu Frauenhandel, Fallbeispielen, Materialien (z.B. Bücher, Filmen, Ausstellungsmaterial, Liturgievorschlägen etc.). Das Dossier, herausgegeben von der Kampagne
«Euro 08 gegen Frauenhandel», richtet sich an Lehrpersonen, in der Erwachsenenbildung Tätige, JugendarbeiterInnen, PfarrerInnen und Gemeindemitarbeitende, sowie politisch interessierte Menschen, die sich differenziert mit dem Phänomen des Frauenhandels auseinandersetzen und/oder das Thema im Unterricht, im Gottesdienst, im Verein, im Diskussionskreis aufgreifen wollen. Das Dossier soll helfen, über Vorurteile, Clichés und Schlagwörter hinaus die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Faktoren, die Frauenhandel ausmachen und beeinflussen, zu beleuchten und die Diskussion über Hintergründe und Lösungsansätze zu fördern.
Die sieben Factsheets zu Frauenhandel können auch separat heruntergeladen werden: Definition
und Merkmale von Frauenhandel, Ursachen, Zahlen und Fakten, Herkunfts- und Zielländer, rechtliche Grundlagen, Handlungsbedarf, Glossar. Dazu auch zwei Fallbeispiele.
Analyse zur Situation in den Kantonen der Schweiz
Eine von der Kampagne «Euro 08 gegen Frauenhandel» erarbeitete Analyse zur Situation in den Kantonen zeigt auf, dass die Praxis der Kantone sehr unterschiedlich ist: Ob eine von Frauenhandel betroffene Frau überhaupt als solche identifiziert und entsprechend geschützt wird, hängt heute vor allem davon ab, in welchem Kanton sie mit den Behörden in Kontakt kommt.
Analyse der Situation in den Kantonen (pdf)
FIZ – Fachstelle Frauenhandel Frauenmigration (www.fiz-info.ch)
Dem FIZ angegliedert ist FIZ Makasi, die einzige auf Frauenhandel spezialisierte Fachstelle in der Schweiz. Ziel von FIZ Makasi ist es, den Schutz von Opfern von Frauenhandel zu verbessern, ihnen die Einforderung ihrer Rechte zu ermöglichen und den Frauenhandel in der Schweiz einzudämmen.
Jenseits von Crime, Sex und Stigmatisierung
Thesen zum Thema Menschenhandel, Menschenrechte und Migration
Artikel im Widerspruch 1/2007
Originalfassung auf deutsch
französische Fassung
italienische Fassung
Menschenhandel und Zwangsprostitution an Grossanlässen?
Ein Referat von Ruth-Gaby Vermot-Mangold, Co-Präsidentin der Kampagne «Euro 08 gegen Frauenhandel» und Nationalrätin. Juni 2007
Menschenhandel an Grossanlässen? (pdf)
Die Rolle der Männer im Kampf gegen Frauenhandel
Rundbrief Nr. 41 vom FIZ - Fraueninformationszentrum für Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa, November 2007
Rundbrief FIZ (pdf)
Selling Hope and Stealing Dreams
Ausschnitt aus dem Bericht "State of World Population 2006" des United Nations Population Fund.
Selling Hope and Stealing Dreams: Trafficking in Women (pdf) (englisch)
ETH – International Relations and Security Network
Im Januar-Newsletter von ETH-ISN finden sich zahlreiche interessante Links zum Thema Frauenhandel.
ISN Info: Special Issue of the Month January 2007